Heiligabend auf 3.700m Höhe am Fuße des Chimborazos: Es war ein wunderschönes und einmaliges Erlebnis. Wir haben diesen Abend und auch die Nacht in der Estación Urbina verbracht. Die Estación Urbina liegt etwas nördlich von Riobamba etwas abseits von der Straße nach Ambato (Ecuador Highway 35) und ist ein idealer Ausgangspunkt um den Chimborazo zu besteigen. Der Besitzer Rodrigo Donoso ist auch gleichzeitig ein idealer Bergführer (sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis) für die Besteigung des Chimborazos. Direkt gegenüber des einfachen, aber trotzdem sehr gemütlichen Quartiers, liegt der höchstgelegene Bahnhof Ecuadors. Er ist einer der Haltepunkte auf der Bahnstrecke von Guayaquil – Teufelsnase – Quito (Ecuador: Auf Schienen durch die Anden – Sendung vom 28. Mai …). Diese Eisenbahnstrecke wird zurzeit umfangreich erneuert, um sie besser touristisch zu erschließen. Leider hat dadurch etwas die Eisenbahnromatik gelitten, denn auch die Loks und Waggons sind auf einem sehr modernen Stand gebracht worden. Auf dem Dach der Waggons zu fahren ist leider nicht mehr möglich.
Wir waren der Estación Urbina die einzigen Gäste, aber der Aufenthalt war um so herzlicher und familiärer. Rodrigo Donoso hatte uns viele Geschichten und Anekdoten aus seinem Leben erzählt. Eine kleine Führung durch sein kleines Anwesen gehörte selbstverständlich auch dazu. Rodrigo ist eng mit dem letzten Eisholer, dem 68-jährigen Balthazar Ushka aus dem kleinen Dorf Quatro Esquinas am Fuß des Chimborazo, befreundet. Einmal in der Woche steigt dieser zu den Eisminen auf, um in knapp 5000 Meter Höhe Eisblöcke aus dem Gletscher zu brechen, die er dann am Markt von Riobamba um vier Dollar pro Block verkauft (Film: „Eis vom Thron Gottes“). Interessant und amüsant ist auch die Geschichte der Entstehung des Filmes zu hören. Die beiden Filmdreher (Gernot Stadler und Therese Engels) hatten die Tage vor den Dreharbeiten auf den Galapagos-Inseln verbracht und sind ohne Akklimatisation unvorbereitet in das Chimborazo Gebiet gereist. Ergebnis: sie wurden beide voll von der Höhenkrankheit erwischt.
Doch es gab nicht nur vieles für den Geist an diesem Nachmittag und Abend – auch der Magen kam nicht zu kurz: im Kreise der Bewohner haben wir ein wirklich köstliches Heiligabendmenü genossen: Rinderconsommé, geräucherter Schweineschinken in Portwein, Putenbraten, Gemüse, Kartoffeln und Crème brûlée zum Nachtisch. Die Qualität des Essens war hervorragend. Zur Bewältigung der nicht gerade überwältigenden Temperaturen in 3.700m gab es immer wieder mal einen Canelazo (Spezialität in den Anden) als ‚Aufwärmer‘.
Es war wirklich eine sehr gelungener Heiligabend!
Die Überraschung am nächsten Morgen bei der Abreise: für 5 Personen waren für alles (Vollpension) nur etwas über $130 (~ €100) zu zahlen.
Wenn man in dieser Gegend ist, dann sollte ein Abstecher nach Guano eigentlich obligatorisch sein. Die Stadt ist bekannt für seine handwerklichen Lederprodukte.
Eine Antwort auf … Heiligabend am Chimborazo!