… Kurzurlaub im Oriente!

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen! (Weiterführende Links sind markiert, zum Vergrößern der Bilder das Bild anklicken)

Vor über 2 Monaten die letzte Aktualisierung der Homepage, es wird Zeit, dass sich wieder etwas tut. Das vergangene Schuljahr ist seit Anfang Juli zu Ende, das neue Schuljahr beginnt nächste Woche. Ich habe über 21.000km zurückgelegt – 3 Wochen Urlaub in Deutschland und 5 Tage Urlaub in Ecuador. Es war sehr schön,  in meiner alten Heimat wieder meine Familienangehörigen, alten Freunde und Bekannten zu treffen und mit ihnen gemütlich zu plaudern und auch zu feiern. Alle waren erstaunt, dass schon wieder ein Jahr vergangen ist.  Alle freuen sich mit uns, dass unsere neue Aufgabe und Heimat Edda und mir richtig gut bekommt.

Seit letztem Mittwoch (15. August) haben wir Matthias (Eddas jüngster Sohn) zu Besuch und uns gemeinsam 5 Tage Urlaub in Ecuador gegönnt. Einmal von Cuenca quer durch die Anden nach Amazonien (Oriente), Luftlinie etwa 250km nordöstlich von Cuenca in die Liana Lodge im Oriente-Urwald an einem Nebenfluss des Rio Napo.  Die direkte Entfernung vom westlichen Pazifik-Tiefland in die östliche  Amazonas-Tiefebene  ist etwa 140km. Aus der 250km Luftlinie werden auf der Straße locker 500km – bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit  von etwa 50km/h eine Fahrzeit von etwa 10 Stunden. Auf der Hin- und Rückfahrt haben wir daher jeweils einen Zwischenstopp in Baños eingelegt. Das Erlebte während dieser Tage wird uns lange in Erinnerung bleiben – die Anden im schönsten Wetter, den Urwald im Amazonastiefland und einen Vulkanausbruch des Tungurahua live! Auf relativ kurzer Strecke die unterschiedlichsten Landschaften, Eindrücke und Erlebnisse – einfach traumhaft!

   

Ohne entsprechende Informationsmaterialien (Reiseführer, Karten und Tipps von Freunden und Bekannten) kann man Ecuador natürlich nicht kennen lernen. Ein absolutes Muss ist der hervorragende Reiseführer  ‚Ecuador‘ von Volker Feser aus dem Michael –Müller-Verlag. Er bietet eine gut zutreffende und umfassende  Beschreibung der Landschaften und Orte Ecuadors mit unzähligen  Reise-Tipps und auch Übernachtungsmöglichkeiten auf knapp 700 Seiten.  Gute Tipps bekommt man auch auf seinem Web-Link. Gute Straßenkarten erhält man in Ecuador kaum – ich habe daher eine aus Deutschland mitgebracht. Die Ecuador-Karte vom National-Geographic –Verlag macht einen recht guten Eindruck.

Von Cuenca aus gibt es verschiedene Reise-Varianten, um in das Amazonas-Gebiet zu gelangen. Wir haben am Donnerstag (17. Aug.) die Strecke über die Panamericana (E35) Richtung Riobamba-Ambato-Quito gewählt. Den Streckenabschnitt Cuenca-Riobamba habe ich im Februar-Bericht ‚… mit dem Auto nach Quito‘ bereits beschrieben. Im Gegensatz zu unserer Februarreise hatten wir dieses Mal herrliches Wetter. Ab Riobamba begann für uns zunächst ein neuer Streckenabschnitt. Wir hatten die Route ohne den Umweg über Ambato am Fuße des Tungurahua nach Baños ausgesucht – und dies war nicht gut! In Riobamba ist die Ausschilderung nach Fernzielen Richtung Norden nicht ideal – man muss sich durchfragen, um an sein Ziel zu gelangen. Wir haben wieder einmal die Freundlichkeit der Bevölkerung mehrfach erlebt. Auf unsere Fragen nach der Fahrtrichtung haben wir immer eine Antwort erhalten – leider selten eine, welche uns näher an unser Reiseziel Baños gebracht hätte. Lieber eine Antwort geben, welche nicht korrekt ist, als zu sagen: ‚Ich kann leider nicht helfen!‘ – dies ist eine der menschlichen Eigenschaften hier.  Nachdem wir beinahe die ganze Stadt Riobamba mit dem Auto erkundet hatten, erreichten wir doch noch die Straße nach Baños. Nach 28km in der Nähe des Ortes Penipe war leider wieder Schluss – die weitere Strecke war gesperrt, der Tungurahua machte uns einen Strich durch die Reisepläne. Es wären nur noch etwa 30km nach Baños gewesen. Wieder zurück nach Riobamba und doch die weitere Strecke über Ambato zu unserem Tagesziel Baños, welches wir dann in der Dunkelheit erreichten. Das Zimmer hatten wir schon im Voraus gebucht.

Ein Blick aus den West-Anden auf die Pazifik-Tiefebene

In den West-Anden

Alausi in den West-Anden

 

Im Westrand der Anden

Baños – das Tor zum Oriente – liegt in 1800m Höhe auf einem Talvorsprung über dem tief eingeschnittenen Rio Pastaza und ist von steil aufragenden Höhenrücken umgeben. Mit ca. 18.000 Einwohnern ist es zugleich einer der wichtigsten Wahlfahrtsorte und Touristenzentren in Ecuador. Aufgrund der unzähligen Rucksacktouristen wird Baños scherzhaft auch ‚Gringobamba‘ genannt. Das Freizeitangebot ist sehr breit gefächert. Es reicht vom Bergwandern über Radwandern, Kajaktouren und Bungeejumping  in der Schwindel erregenden ‚Wasserfallroute‘ (La Ruta de las Cascadas) entlang der Pastaza-Schlucht in Richtung Amazonasbecken bis zum Relaxen in den schwefelhaltigen Quellen mit anschließender  Ganzkörpermassage.  Einen herrlichen Blick auf Baños hat man von der – auf einer steil oberhalb  gelegenen Felsklippe – spektakulären Kuranlage Luna Runtun.  Wandert  – oder fährt man wie wir – noch etwas höher, dann hat man einen herrlichen Blick auf den Vulkan Tungurahua. Wir haben den Vulkan am Sonntag(19. Aug.) in seiner aktiven Phase erlebt – man hört ein tiefes Grummeln und Donnern und sieht die Aschwolken von der westlichen Spitze des 5.016m hohen Vulkans in Höhe steigen (bis zu 5km). Es ist ein für die Touristen sensationell beindruckendes Naturschauspiel. Die Auswirkungen des Ausbruches haben dir dann auf unserer Rückreise erlebt und gesehen. Ein großer Landstrich zwischen Ambato und Riobamba bei Mocha am Fuße des Chimborazo  war mit einer dünnen, grauen Ascheschicht bedeckt. Der untere Teil des Chimborazo war in der Aschefahne de Tungurahua verschwunden.

Kuranlage Luna Runtun oberhalb von Baños

Baños von oben

 

Baños von oben

 

Tungurahua

 

Tungurahua

 

Tungurahua

 

30km westlich von Baños – die Asche des Tungurahua

 

30km westlich von Baños – die Asche des Tungurahua

Filme des Tungurahua-Ausbruch auf Youtube: Film_1, Film_2, Film_3 und Film_4

Eine Übernachtung in Baños – am Freitag durch die La Ruta de las Cascadas entlang des Rio Pastaza Richtung Amazonien zur Liana Lodge. Es ist beeindruckend, wie viele Freizeitangebote es auf dieser Strecke durch die Schlucht gibt – es ist leider keines dabei, welches mich persönlich vom Hocker reist, da ich nicht schwindelfrei bin. Die Fahrt auf dieser Strecke ist auch nicht ohne: kurvenreich und führt durch mehrere Tunnels in die Tiefe des Oriente. Am Ende der nach Baños noch etwa 50km langen Schlucht erreicht man dann die Stadt Puyo und befindet sich im Oriente. Auf der Rückreise haben wir einen kurzen Stopp gemacht, um nach einem Geschäft für Balsaholzmöbel zu suchen. Dort haben wir auch ein einheimisches Ehepaar getroffen, welches knapp 15 Jahre in Berlin gelebt hatte. Welche Zufälle es manches Mal gibt – man fragt nach einem Weg und erhält die Wegbeschreibung von Einheimischen in deutscher Sprache!

 

La Ruta de las Cascadas

 

La Ruta de las Cascadas

 

La Ruta de las Cascadas

 

Ein Touristenbus

 

Einmal quer mit der Seilbahn durch die Schlucht

 

Die Techik und die Techniker der Seilbahn

 

Ein Verkaufstand unterwegs

 

Am Tor zum Oriente

 

Am Tor zum Oriente

 

Eine Kirche im Oriente

Von Puyo fuhren wir weiter auf der E45 Richtung Norden am Ostrand der Anden nach Tena durch eine hügelige Landschaft. Im Westen die steil aufragenden Anden –im Osten das noch hügelige Amazonas-Einzugsgebiet. Kurz vor Tena geht es entlang des Rio Napo  Richtung Westen zur Liana Lodge mitten in den Regenwald am Ufer des Rio Arajunos gelegen. Die letzten 20 Minuten der Wegstrecke muss man mit dem Kanu zurücklegen.

 

Auf dem Weg zur Liana Lodge

 

Auf dem Weg zur Liana Lodge

Die Liana Lodge gehört zum Regenwaldschutzprojekt Selva Viva, mit eigenem Schutzwald und Tierauffangstation. Das gesamte Projekt wurde von der Schweizerin Christine von Steiger Anfang der 90-er Jahre des letzten Jahrtausend in Angriff genommen, 1993 offiziell gegründet  und umfasst folgende Teilprojekte: Schutzwald Selva Viva, Wildtierauffangstation amaZOOnico, Touristenunterkunft Runa Huasi von der Indiogemeinschaft, Schule Sacha Yachana Huasi Christina, Liana Lodge und eine direkte Hilfe für die Indiogemeinschaft in Notfällen. Viele weitere und auch sehr interessante Infos findet man auf der Homepage des Projektes (Selva Viva). 2 Tage im Regenwald gelebt – es war ein unvergessliches Erlebnis. Im Preis enthalten ist ein reichhaltiges Freizeitangebot. Dieses reicht von geführten Regenwaldwanderungen, einer geführte Tour durch die Tierauffangstation, Besuch einer Kichwafamilie, Flossbau und –fahrt auf dem Rio Arajunos über Fischen und Goldwaschen.

Das Hauptgebäude der Liana Lodge

Rio Arajunos von der Terasse

 

Rio Arajunos von der Terasse

 

Rio Arajunos von der Terasse

 

Die ‚Relax-Ecke‘

 

In der Anlage

 

Am Wegesrand zu unserer Hütte

 

Auf dem Weg zu unserer Hütte

 

Am Wegesrand

 

Unser Quartier

 

Im Regenwald

 

… und dies ist aus mir geworden!

Wir hatten uns für eine kurze Regenwaldwanderung, den Besuch der Tierauffangstation und den Besuch der Kichwafamilie entschieden und haben dies nicht bereut. Die Regenwaldwanderung am Vormittag in Gummistiefeln – teilweise steil bergauf und bergab – führte uns in etwa 2 Stunden auf einem schmalen Pfad durch einen kleinen Teil des Schutzwaldgebietes, anschließend die Tour durch die Tierstation, in welcher wir einen ganz kleinen Einblick in die Artenvielfalt des Gebietes erhalten konnten: mehre Affenarten, Schildkröten, Kaimane, Pumas, Ozelote, Wasserschweine, Pekaris, Boa constrictor, mehrere Ara-Arten, Tukane … . Am Nachmittag dann eine Entdeckungstour auf der Isla Anaconda, um die traditionelle Kultur der Kichwas kennen zu lernen. Wir durchquerten kleine Plantagen, auf denen Maniok, Mais, Kaffee, Kakao, Ananas und Bananen angepflanzt werden. Auch hier durften wir wie auf Kuba die Kakabohnen ablutschen. Um die Kakaobohne ist noch etwas Fruchtfleisch, das einen ganz zarten Kakao-Geschmack hat. Am Ende der Tour besuchten wir eine Kichwa-Familie, wo wir die bei der Herstellung von Chicha (ein bierartiges, alkoholisches Getränk aus Maniok u.a. Zutaten) zuschauten und das fertige, vergorene Produkt auch kosten durften. Etwas schwieriger als die Herstellung von Chicha ist das Blasrohrschiessen. Wir übten mit einem über 2m langen Blasrohr auf eine Eule aus Holz in etwa 10m Entfernung als Ziel zu schießen. Die Eule hat von uns keiner getroffen, aber die Ergebnisse waren aus unserer Sicht trotzdem zufriedenstellend. Bei der Kichwa-Familie wurde das bestätigt, was wir schon vorher in der Liana-Lodge erfahren hatten: die Umgangssprache der einheimischen Bevölkerung ist nicht spanisch, sondern eine Variante des Quichua, welche sich vom Quichua der Hochanden unterscheidet. Erst in den Schulen lernt die einheimische Bevölkerung die spanische Sprache.

 

Das Wurzelwerk eines ‚Wander-Baumes‘

 

Gruppenbild mit dem Guide im Urwald

 

Der Stammanfang eines Kapokbaumes

 

Am Wegesrand durch den Urwald

 

Im Urwald

 

Wildtierauffangstation amaZOOnico

 

Schildkröten und 2 Kaimane

 

Ara

 

Mit der Führerin im amaZOOnico

 

Ozelot

 

Puma

 

ausgewilderte Totenkopfaffen bei der Mahlzeit

 

Kakaobaum mit Früchten

 

Kakaofrucht

 

Ananas

 

Kaffee-Baum mit Früchten

 

Der Umgang mit einem Blasrohr

 

Am Wegesrand

Wer sich bewegt und etwas erlebt sollte auch gut essen und trinken. Das konnten wir in der Liana Lodge ganz hervorragend. Es gab ein reichhaltiges Frühstück mit allem was das Herz begehrt – ein warmes Mittagsessen und ein warmes Abendessen aus frisch zubereiteten Zutaten. Geschmacklich sehr gut und auch reichhaltig. Wer gerne einen Cocktail trinkt wird auch nicht enttäuscht, es ist ein reichhaltiges Angebot vorhanden. Ebenso ist das Angebot an Weinen nicht zu verachten. Die Unterkunft: schaut im Internet bei der Liana Lodge nach. Einfache Unterkünfte im Regenwald, die aber absolut keinerlei Anlass zu Klagen lieferten. Einen Wermutstropfen hat der Aufenthalt in der Liana Lodge allerdings – wie in allen feuchtwarmen Gebieten der Erde: Moskitos gibt es dort keine – allerdings die Sandmücke. Sie ist lästig und sticht auch gnadenlos und ohne Erbarmen zu. Das Jucken setzt erst Tage später ein. Der einzig gute Schutz besteht darin, möglichst wenige ohne Bekleidung bedeckte Stellen am Körper zu haben. Auch wenn es noch so feuchtheiß ist, eine lange Hose und langärmlige Oberbekleidung ist in diesen Regionen Pflicht. Das Klima während unseres Aufenthaltes: tagsüber etwa 30 Grad, nachts um die 20 Grad. In den 2 Nächten welche wir dort verbracht hatten gab es in den späten Nachtstunden kräftige Gewitter mit starkem Regen.   

Nach einer kurzen Kanufahrt haben wir am Sonntag wieder unsere Rückreise mit einem erneuten Zwischenstopp in Baños angetreten und konnten am Montag genau zu richtigen Zeit meinen Geburtstagskaffee in Cuenca zu uns nehmen.

Resümee der Kurzreise zum Schluss: es war eine tolle Reise, welche uns sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird.  

 

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